Englisch ist nicht gleich Englisch

Katharina Grelck • Aug. 01, 2019

Übersetzung vs. Lokalisierung

Wann haben Sie das letzte Mal einen richtig schlecht übersetzten Text gelesen? Mir passiert es jeden Tag auf Amazon in etwa, wo es herrlich skurrile Produktbeschreibungen gibt, die ganz offensichtlich mit einem Übersetzungsprogramm bearbeitet wurden. Das, was wunderbar amüsant ist, ist für den Händler tragisch, denn gekauft habe ich so einen "schlecht übersetzten" Artikel noch nie. Das findet auch unsere Gastautorin und Content Queen Katharina Grelck, die als Übersetzerin, Lektorin und Texterin jeden Tag mit sprachlichen Besonderheiten zu kämpfen hat. Warum Sie gerade bei einer Internationalisierung auf eine professionelle Übersetzung achten sollten und welche Besonderheiten es im Englischen gibt, lesen Sie heute in Kathis informativem Gastbeitrag.
Internationalisierung ist für viele deutschsprachige Firmen ab einem gewissen Punkt ein Thema. Für gewöhnlich existieren schon einige Texte (z.B. auf der Webseite oder in Broschüren), die plötzlich in die englische Sprache übersetzt werden müssen. Dabei sollten Sie bzw. ein von Ihnen engagierter Übersetzer aber unbedingt bedenken, für welches Land die Texte aufbereitet werden sollen. Nicht nur Eigenheiten wie Sprichwörter und Slang unterscheiden sich von Region zu Region – es gibt bereits in der Grammatik und im Ausdruck fundamentale Unterschiede, die beachtet werden müssen. Ein Mischmasch aus verschiedenen Varianten oder eine durchgehende Einhaltung von Aspekten, die aber für eine andere Region gelten, können nicht nur peinlich sein, sondern auch Ihren Erfolg schmälern!

British English vs. American English

Die wohl bekannteste Unterscheidung verschiedener Sprachvariationen des Englischen besteht zwischen der britischen und der U.S.-amerikanischen Variante. Diese wird zum Teil bereits in der Schule unterrichtet und in Online-Wörterbüchern kenntlich gemacht – in der Regel durch die Abkürzungen AE und BE. 

Im ersten Schritt ergibt es auf jeden Fall Sinn, wenn Sie sich überlegen, ob sie nur einen der beiden Märkte ansprechen wollen oder beide. Daraus resultiert dann die bewusste Entscheidung für oder gegen eine der Variationen oder sogar dafür, beide Versionen parallel für eine Übersetzung in Auftrag zu geben. Das mag für Sie im ersten Moment absurd und übertrieben klingen, aber sie müssen sich die Unterschiede der beiden Sprachvariationen bewusst machen.

Rein grammatikalisch gibt es ein paar kleine Aspekte, auf die man achten sollte: Während das deutsche Wort Farbe im Amerikanischen mit color übersetzt wird, schreibt man es im Britischen colour, also mit einem zusätzlichen u. Das Verb kritisieren schreibt man im Amerikanischen mit einem z (to criticize), im Britischen hingegen mit einem s (to criticise). Das sind nur zwei Beispiele für subtil erscheinende Differenzen. Selbstverständlich gibt es davon noch ein paar mehr. 

Teilweise ist aber nicht nur die reine Schreibweise von Wörtern unterschiedlich, sondern das ganze Wort unterscheidet sich grundlegend. Ein berühmtes Beispiel, das besonders im Urlaub zu witzigen Missverständnissen führen kann: Die Bedeutungen des Wortes chips. Benutzt ein U.S.-Amerikaner dieses Wort, meint er damit – genau wie wir Deutschen – die Kartoffelchips aus der Tüte. Ein Brite hingegen bezieht sich damit auf Pommes. Wer im Vereinigten Königreich Chips kaufen möchte, muss nach crisps fragen. 

Regionale Unterschiede

Ein Bewusstsein für die amerikanische und die britische Sprachvariation des Englischen ist hilfreich, wenn Sie ganz allgemein Texte für diese Regionen übersetzen (lassen) möchten. Zusätzlich sollten Sie aber bedenken, dass sowohl die Vereinigten Staaten als auch das Vereinigte Königreich einen Zusammenschluss einzelner Staaten und Länder mit eigenen Sonderheiten und Dialekten darstellen. Im deutschsprachigen Raum verhält es sich genauso: Schweizerdeutsch unterscheidet sich so massiv vom Hochdeutschen, dass Personen aus diesen Sprachräumen sich zum Teil kaum verstehen. Aber auch in Deutschland selbst gibt es dieses Phänomen: Hamburger benutzen Ausdrücke, die ein Bayer nicht kennt und anders herum und wenn jemand aus Sachsen erstmal ins Schwatzen gerät, versteht ihn gar keiner mehr – außer andere Sachsen. 
Dasselbe Prinzip lässt sich auf das Vereinigte Königreich (und auch die Staaten) anwenden: Immerhin besteht das aus England, Schottland, Wales, Nordirland und einer kleinen Insel mitten im Nirgendwo. Wenn Sie feinstes Oxford English beherrschen und die Grammatik für Sie keinerlei Probleme darstellt, werden Sie in Newcastle, England vermutlich niemanden verstehen. Die Nutzung von Personalpronomen hat dort ganz eigene Regeln, die man sich aneignen muss, um nicht aufzufallen. Schotten distanzieren sich schon aus politischen Gründen ganz bewusst von Engländern und auch das kann man in der Sprache merken. Es gibt ganz eigene Begriffe, die Aussprache unterscheidet sich massiv vom Hochenglischen und je weiter man in den Norden reist, desto mehr Gälisch fließt in die Sprache ein. In Wales wird man Ihre britisch-englischen Texte verstehen, da die Sprache dem Walisischen rechtlich gleichgestellt ist, wenn Sie aber ganz explizit nur nach Wales expandieren möchten, sollten Sie einen walisischen Übersetzer engagieren.

Australien, Irland und Neuseeland

Bei dem Fokus auf American English und British English vergessen viele Leute gerne, dass es noch andere Länder gibt, in denen Englisch die Hauptsprache ist. Dazu gehören z.B. der unabhängige Teil Irlands, Australien und Neuseeland. Auch diese Länder haben ganz eigene Besonderheiten in den Bereichen Grammatik, Vokabular und Aussprache. Sollten Sie speziell für eines dieser Länder Übersetzungen wünschen, empfiehlt sich ein spezialisierter Übersetzer, der entweder einige Zeit vor Ort verbracht hat oder im Idealfall sogar Muttersprachler ist. 
Sie stellen fest, dass Englisch nicht gleich Englisch ist und eine Internationalisierung schnell eine komplexe Angelegenheit werden kann. Ein Übersetzungsauftrag will also strategisch geplant sein. Streben Sie eine allgemeine Internationalisierung an, reicht schon eine Entscheidung für eine der beiden großen Sprachvariationen. Dank der Präsenz dieser beiden Variationen in den Medien wird man die Bedeutung Ihrer Texte auf der ganzen Welt verstehen. Ergibt aber eine speziellere Anpassung für bestimmte Regionen z.B. aus firmenpolitischen oder werbeorientierten Gründen mehr Sinn, sollten Sie von Anfang an mit Übersetzern zusammenarbeiten, die auf Lokalisierung spezialisiert sind. 
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